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‚Bär‘, Installation mit lebenden Vögeln, 200 x 90 cm (Matratze), Acryl und Vogelkot auf Stoff, 2012 bis heute

Als ich zu malen anfing, habe ich ziemlich bald Tiere gemalt. Das war keine bewusste Entscheidung. Erst als mich eine große grüne Kuh von der Leindwand anblickte, begann ich darüber nachzudenken, was mich an Tieren fasziniert. Nach einiger Zeit verstand ich, dass sie für mich das total Andere und gleichzeitig Nahe darstellen.

Es ist verwirrend, wie nah und gleichzeitig fremd wir uns sind. Unsere Biologie ist sich in großen Teilen ähnlich, selbst unsere Empfindungen gleichen sich häufig, wie neuere Untersuchungen zunehmend deutlich machen. Erschreckend, dass wir Tiere dennoch in diesem Umfang fressen oder in Versuchen opfern.

Die Suche nach dem Nahen im gänzlich Anderen ist durch ein spirituelles Interesse motiviert, schätze ich. Es ist der Versuch, unsere Wirklichkeit besser zu verstehen, meinen Platz in ihr zu finden, Frieden mit ihr zu schließen.

‚Bär‘ ist eine Installation, die in unserem Wohnzimmer hängt und so, wie sie jetzt ist, diesen Ort niemals verlassen wird. Denn sie besteht aus einem Gemälde auf einer Matratze und lebenden Nymphensittichen, die sich gerne darauf ausruhen oder dort spielen.

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Mir ist erst spät klargeworden, wie sehr die lebenden Tiere den gemalten ‚Bären‘ aufwerten, denn während das Gemälde nur auf das tierische Andere verweist (die geschriebene Bezeichnung ‚Bär‘ ist ein ironischer Hinweis auf das Offensichtliche, dass es sich um einen gemalten Bären handelt oder dass es sich überhaupt um einen Bären handeln soll, obwohl er nur zweidimensional und aufgemalt ist) sind die beiden Vögel selbst das Andere. Sie sorgen dafür, dass das Kunstwerk sich ständig weiterverändert. Immerhin lebt es wirklich.

Der österreichische Aktionskünstler Hermann Nitsch suchte das Andere, in dem er Schafe zerriss, sie ausweidete und mit ihrem Blut Bilder malte. Ich lasse die Tiere lieber leben. Das eigentliche Geheimnis besteht immerhin im Leben. Welche Erkenntnis sollte sich aus seiner Vernichtung ziehen lassen?


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2 Kommentare

  1. Daniel Franke Daniel Franke

    Das erinnert mich an den Tatort vor ein paar Wochen. Dort wurden Freiwillige bodymodifiziert um dann vor laufender Kamera getötet und verbrannt. Die Asche wurde als Kunstwerk teuer verkauft. Wusstest du eigentlich, dass man an den Werken von Da Vinci feststellen kann, was er während des Aufzeichnens gegessen hat ??

    • Gofimueller Gofimueller

      Das ist eine sehr interessante Assoziation, Daniel. Nee, das von da Vinci habe ich noch nicht gewusst. Er muss sehr gekleckert haben, oder?

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