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Das Abenteuer von ‚Ohne mich geht’s nicht (4)

Das Abenteuer von ‚Ohne mich geht’s nicht‘ – als Fortsetzungsgeschichte. Wie kam es überhaupt dazu, dass wir dieses Album aufgenommen haben? In den nächsten Tagen erscheinen die nächsten Folgen der Story. Und natürlich dürft ihr auch die Musik hören.

FOLGE 4: WAS PASSIERTE, ALS MANU UND RHADIO ÜBERNAHMEN

Es ist 16 Jahre her, dass ich Manuel Steinhoff kennengelernt habe. Damals war er Bassist und antreibendes Mitglied der Marburger Band ›on a mission‹. Sie spielten intelligenten und im Lauf der Jahre immer anspruchsvolleren Pop-Rock und hatten sich eine Fan-Gemeinde erarbeitet, die im ganzen deutschsprachigen Raum zu finden war.

Die Band war auf der Suche nach einer Art Coach oder Mentor, der sie in Lebensfragen rund um die Musik und die persönliche Zukunft beraten sollte. Sie fragten mich, und ich sagte zu. Auf diese Weise wurden wir Freunde und haben uns gegenseitig durch unsere persönlichen ups and downs begleitet.

Manu erklärte sich 2013 bereit, mein erstes Musikalbum zu produzieren. Ich machte einen völlig unzureichenden Finanzierungsvorschlag, ein naives und dämliches Angebot, das er ohne zu zögern annahm. Möglicherweise ist das eine Schwäche, die wir teilen, dass unsere Begeisterung für das nächste Projekt uns manchmal stärker leitet als der gesunde Menschenverstand. Heraus kam das Album ›Neue Helden‹.

Was ich an ihm mag, ist die unfassbare Energie, die er ausstrahlt, sowie es an die Arbeit geht. Wenn man diese Energie sichtbar machen könnte, würde er im Dunkeln leuchten.

Als ich ihm die neuen Songs vorstellte, die ich für ›Ohne mich geht’s nicht‹ geschrieben hatte, waren es lediglich Midi-Dateien auf meinem iPad: ein paar Akkorde, ein paar Basslinien, ein wenig programmierte Drums. Melodien und Texte sang ich ihm dazu vor.

Er hörte sie sich eine Weile konzentriert an und sagte: »Ja, okay, ich weiß, wie wir‹s machen. Welche Akkorde benutzt du da? Aha, nee, ich würde die Tonart wechseln. Ich spiel dir mal was vor: So, ungefähr.«

Ab jetzt lag das Projekt in seinen Händen. Und da war es gut aufgehoben.

Als erstes überarbeitete er die Harmonien der Kompositionen und legte die Soundphilosophie fest. Der Sound ist das A und O. Natürlich besteht ein Lied aus Worten, Tönen und Akkorden. Aber der Sound ist die Art und Weise, wie man sein Lied den HörerInnen vorstellen möchte. Er bestimmt maßgeblich die Interpretation des Stücks. Er gibt vor, zu welchen Mitteln die Musiker greifen und welche sie lieber bleiben lassen. Und er stellt die Einheit her zwischen all den unterschiedlichen Wegen, die die einzelnen Lieder gehen, er vermittelt zwischen ihnen und hält sie in einer sinnvollen Spannung zusammen. Deshalb muss man ihn bewusst wählen, man muss ihn anhand der gegebenen Umstände und Möglichkeiten setzen.

Manu fand, dass die Kompositionen einen ganz bestimmten Klang vorgaben. Er dachte dabei an den Motown-Sound der sechziger und siebziger Jahre, also an Künstler wie Curtis Mayfield, Marvin Gaye oder Rodriguez. Natürlich würden wir sie nicht imitieren. Aber wir würden sie uns als Vorbilder nehmen, zum Beispiel in der Art wie sie das Tamborin einsetzten, wie die Gitarren die Rhythmik akzentuierten, dabei dem Bass Platz für ein raumgreifenderes Spiel machten und so weiter. Unter Manus Leitung würde die Band einen Weg finden, um das hinzubekommen.

Als wir uns das erste Mal im Proberaum trafen, mussten die anderen die Lieder erst einmal kennen lernen. Aber dann übernahm Rhadio mehr und mehr das Geschehen.

Es ist eine merkwürdige Erfahrung, wenn etwas, das als eine Idee in deinem Kopf begonnen hat, plötzlich real wird, vor allem dann, wenn dafür die Mithilfe anderer nötig ist. Sowie wir die Songs zu spielen begannen, empfand ich sie nicht mehr als ›meine‹ Songs. Ich hatte sie mir ganz anders vorgestellt, auch wenn Melodie und Text immer noch dieselben waren. Die Band nahm meine ursprünglichen Ideen auf, interpretierte sie auf ihre ganz eigene Art, und herauskam etwas Neues und sehr viel Schöneres.
(Fortsetzung folgt)