Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Art2Go. Heute erzähle ich Dir etwas über dieses Bild. Es ist Teil meiner aktuellen Ausstellung ‚Okay, ich lass Dich laufen‘.
Auch das vergangene Jahr ist durch Kriege auf der ganzen Welt geprägt worden. Die Bilder von zerstörten Gebäuden und getöteten Menschen sind überall zu sehen. Es wird heftig diskutiert darüber, wer Schuld hat, wer bestraft werden muss, auf wessen Seite man sich zu schlagen hat.
Zwischen Mord, Vertreibung und Zerstörung versuchen Menschen und übrigens auch Tiere irgendwie weiterzuleben, so gut es eben geht. Viele versuchen, einen anderen Ort, einen besseren Ort zu erreichen. Aber dort werden sie nicht mit offenen Armen empfangen. Die Menschen an diesen Orten haben Angst um ihre Sicherheit und ihren Wohlstand.
Davon handelt dieses Bild: von Gewalt, Vertreibung und Zerstörung. ‚Copy & Paste Your Very Own Warzone‘ heißt es. Der Titel deutet darauf hin, dass wir bei den vielen Kriegen auf der Welt schon die Übersicht verlieren. Als ich das Bild zu malen begann, war der Krieg in der Ukraine gerade voll entbrannt. Als ich die letzten Striche daran machte, waren die Zeitungen voll von dem Krieg in Gaza. Die Bilder in den Nachrichten waren beinahe dieselben. Die Fliehenden und Getöteten hatten nur dunklere Haut.
Darüber haben wir beinahe vergessen, dass in Syrien immer noch gekämpft wird. Und im Sudan. Und im Jemen. Und sicher auch noch anderswo.
‚Copy and paste‘ heißt: kopieren und neu wieder einfügen. Auch wenn die Orte und Gründe für die Kriege unterschiedlich sind, ähneln sich die Bilder: Gewalt, Zerstörung, Vertreibung sehen überall gleich aus.
Ich habe dieses Bild zuerst virtuell gemalt mit einem Virtual Reality Headset und einer App, die mich in mein virtuelles Malatelier bringt. Das Gemälde, das dadurch entsteht, ist eine Datei. Es gibt also eigentlich gar kein Original, sondern immer nur eine Kopie, die beliebig oft kopiert werden kann.
Später habe ich das Bild auf eine Fotoleinwand drucken lassen, so wie wir das auch mit unseren Urlaubsfotos machen können. Und die wiederum habe ich abschließend mit Acrylfarbe bemalt. Jetzt ist das Bild am Ende doch ein Original.
Und genau das ist das Thema des Bildes. Was ist Original, was Kopie? Wie originell ist das Original? Wie unausweichlich ist ein Krieg, der dann doch immer nur zu den gleichen, vorhersagbaren Ergebnissen führt?
Wie nehme ich die Kriege und das Leid in der Welt wahr? Sehe ich Einzelschicksale, individuelle Leben, die unwiderruflich verloren gehen? Kann ich das bei der Flut der Bilder überhaupt noch? Zu wieviel Empathie bin ich noch fähig? Oder muss ich indifferent und zynisch werden, um das alles noch ertragen zu können?
Ein Mann, der das Bild betrachtet hat, konnte darin aber auch etwas Positives sehen. Die Antilope, sagte er, wirke auf ihn kraftvoll, wie sie über das kaputte Auto springt. Er hat darin ein Symbol für Hoffnung gesehen, dass es trotz allem Kraft gibt, um das Leid zu überwinden.
Das hat mich gefreut, als er das sagte. Und ich glaube, er hat recht. Es gibt immer die Chance, dass Katastrophen zu einer neuen, besseren Zukunft führen.
Vielen Dank für Dein Interesse. Ich hoffe, diese kurze Folge hat Dir gefallen. Es gibt noch mehr Folgen von Art2Go. Vielleicht gefallen die Dir ja auch. Für heute verabschiede ich mich und sage, mach’s gut, bis zum nächsten Mal. Ciao.