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Mittwoch, 6. November 2019

Ich genieße gerade Storytelling auf zwei völlig verschiedene Weisen. Einerseits schaue ich die Marvel Serien in chronologischer Reihenfolge. Sie sind unterschiedlich gut. Die meiner Meinung nach bisher beste von allen ist die erste Staffel des Punisher. Ich finde, die Serien sind immer dann sehr gut, wenn das fantastische Element auf den Alltag trifft. Wenn sie dann zu sehr ins Fantastische abdriften, verlieren sie meiner Meinung nach deutlich an Qualität. Die Geschichte des Punisher verzichtet auf das Fantastische, zumindest weitesgehend. Vielleicht mag ich sie deshalb so.

Im Vergleich zu dem Buch, das ich gerade lese, ist das natürlich alles eine geradezu kindliche Art des Erzählens. Obwohl The Slave von Singer in einer unglaublich schlichten, manchmal fast schon kindlichen Sprache erzählt wird. Es ist die Geschichte des Juden Jakob im Polen des 17. Jahrhunderts, der verbotenerweise die Nichtjüdin Wanda liebt, schließlich mit ihr ein Paar bildet und fliehen muss. Auch in dieser Geschichte spielen historische Ereignisse, Massaker an Juden, Ausbeutung, Ungerechtigkeit und natürlich Liebe eine große Bedeutung. Aber all die umwälzenden Themen werden mit den ganz kleinen Dingen des Alltags kontrastiert, und diese Dinge beschreibt Singer viel umfassender, liebevoller, aufwändiger als die anderen. Auf diese Weise lässt er mitten im Schrecklichen eine unglaubliche Schönheit aufscheinen, die das Buch so lesenswert macht. Übrigens spielt auch bei ihm das Fantastische eine Rolle, das aber lässt er nur kurz anklingen, es spielt sich unerkannt und unverstanden im Hintergrund ab und hat mit den Dingen der Alltagswelt letztlich nur mittelbar zu tun.

Ich brauche irgendwie beides: das etwas grobschlächtige Erzählen der Marvel Serien und die feingliedrige, nuancierte Erzählweise des Buches. Immer wenn ich genug habe von dem einen, gehe ich über zum anderen.

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