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The Real WM der Herzen: Über die Wichtigkeit von Symbolen

Für die deutsche Fußballnationalmannschaft der Herren ist die Weltmeisterschaft in Qatar vorbei. Schade, finden viele. Endlich, denken auch ganz schön viele. Denn so wie es aussieht, war dieses Turnier nirgends so umstritten wie in Deutschland. Portugal jedenfalls befindet sich in einem richtigen Fußballrausch, Spanien hat sehr hohe Einschaltquoten, in Japan gibt es ein ungewöhnlich großes Interesse an der WM, das Gleiche gilt für die USA.

Mich lässt dieses Turnier ziemlich kalt. Ich habe es weitestgehend boykottiert. Nicht vollständig, um ehrlich zu sein, weil ich das Spiel liebe und zu jeder Tages-, Nacht- und Jahreszeit gerne Fußball schaue, aber auch aus historischem und politischem Interesse. Denn selbstverständlich ist so ein Turnier eine politische Angelegenheit.

Warum sonst sollten Regime, Präsidenten, Kanzler und andere Herrscher sich so sehr darum bemühen, Sportveranstaltungen in ihre Länder zu holen, Milliarden von Dollar dafür zu bezahlen, um dann bei den Veranstaltungen gesehen zu werden, den Sportler*innen die Hände zu schütteln? Warum sonst haben iranische „Sicherheits“-Kräfte Menschen auf offener Straße erschossen, als sie das Null zu Eins der iranischen Nationalmannschaft gegen die USA bejubelten, weil nämlich beide, Mörder wie Demonstranten, diese Niederlage als eine des Regimes verstanden?

Große Sportveranstaltungen sind politisch relevant. Es handelt sich um Symbole der Macht, die den eigenen Herrschaftsanspruch dokumentieren oder die Nähe zum ‚ganz normalen Fan‘ oder die Liebe zur Bevölkerung oder die Überlegenheit gegenüber den Konkurrenten oder die Begeisterung für die ‚Völkerverständigung‘ oder was auch immer. Sie sind wichtig, weil Symbole wichtig sind.

Man kann sich mit Symbolen nichts kaufen. Man erringt durch sie (im Normalfall) keine Siege. Aber sie sind ein notwendiger Bestandteil des Lebens, nicht nur in der Politik, sondern auch im übrigen gesellschaftlichen Austausch. Symbole, Zeichen, Gesten sprechen. Deshalb ist es ja so anstrengend, mit einer Maske einzukaufen. Das hat nicht nur akustische Gründe. Auch dass die Mimik verdeckt wird, dass ein Lächeln (oder ein zorniger Ausdruck) nicht zu sehen ist, macht die Kommunikation schwerer.

Symbole sind wichtig, und deshalb war der Boykott der WM auch eine gute Idee. Klar, wir hätten jeden Grund gehabt, schon die WM 2018 in Russland zu boykottieren. Oder eigentlich alles, was dieser verbrecherische Sauhaufen Namens FIFA ausrichtet. Und wenn wir schon dabei sind, sollten wir mit der UEFA gleich weitermachen. Der Boykott dieser WM hatte natürlich letzten Endes damit zu tun, dass bei den Vorbereitungen darauf 6500 Arbeiter starben, die unter sklavenähnlichen Umständen schuften mussten. Sechstausendfünfhundert. Alles im Namen von Fairness, Respekt und Völkerverständigung. Wer hat da noch Bock auf Fußball? Ich nicht. Und viele andere auch nicht.

Symbole sind wichtig. Deshalb hatte Jason von dem Podcast ‚Schöner Glauben‘ (@schoener_glauben) die tolle Idee, parallel zu den Deutschland-Spielen das Game ‚FIFA‘ auf der PlayStation zu zocken, das durch Jay, Marco und mich kommentieren zu lassen und live auf YouTube zu streamen. Einfach so. Weil es witzig ist. Und weil es ein Statement ist: Wir lieben Fußball, aber auf diese WM haben wir keine Lust. Das hat Spaß gemacht. Von sehr vielen ist es nicht gesehen worden. Aber darum ging es auch gar nicht.

Ich weiß nicht, ob die anderen es auch so sehen, aber ich empfinde diese Aktion als eine Kunstaktion. Kunst macht ja nichts anderes, als Zeichen zu setzen, Symbole zu schaffen, neue Sichtweisen anzubieten. Und wenn sie gut ist, macht sie das gegen die Mächtigen und für die an den Rand Gedrängten. Ob sie wahrgenommen wird oder nicht, ist nicht ihr Problem.

Gestern haben wir also das Achtelfinale ausgetragen. Und das Viertelfinale wird natürlich auch bald stattfinden. Vielleicht schaust Du ja vorbei.

Zum Abschluss noch ein wichtiger Hinweis: Am 14. Dezember findet um 20h eine Online-Vernissage in meiner Online-Gallerie ATTÓKK statt, die per Zoom übertragen wird. Ausgestellt werden die Bilder des Marburger Malers Rainer Lather. Er wird selbst da sein und gerne Fragen zu seinen großformatigen Ölgemälden beantworten. Den Link zur Veranstaltung schicke ich rechtzeitig wie immer über meine Newsletter GOFIGRAMM und GOFIZINE. Save the Date. Es lohnt sich!


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