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Gofi Müller Beiträge

Von heute bis Donnerstag – jeden Abend live!

Es ist die Geschichte von einem Meisterverbrecher, der nach einem letzten großen Coup verschwindet, von seinen Kumpanen, die sich von ihm verraten fühlen, und von einem alten englischen Herrenhaus, in dem ein gespenstischer Mönch umgeht: Ich lese Dir den Edgar-Wallace-Klassiker ‚Der unheimliche Mönch‘ vor! Live auf Facebook.

Früher als Schüler haben wir uns gemeinsam in ein abgedunkeltes Zimmer verkrochen, haben eine Edgar-Wallace-Hörspielkassette ins Tape Deck geschoben und uns gemütlich gegruselt. Wer hat gesagt, dass das als Erwachsene nicht auch geht? Lass Dich mit mir von Edgar Wallace gruseln – live an vier Abenden hintereinander von Montag- bis Donnerstagabend (30. November bis 03. Dezember).

TV glotzen und Serien streamen kannst Du noch den ganzen Winter. Jetzt wird es Zeit für live vorgetragenen, wohlich-gruseligen Krimi-Trash vom Altmeister!

(Der englische Schriftsteller und Journalist Edgar Wallace wurde in den 1920er Jahren als der ‚King of Thrillers‘ berühmt. Der Slogan seines Verlages war ‚ Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein!‘ Am laufenden Band veröffentlichte er Kriminalgeschichten in hoher Auflage, die sich in ihrer Art an der Klatschpresse der damaligen Zeit orientierten und sich enorm gut verkauften.)

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Ich bin beim ‚Kunstwechsel‘ dabei – vom 27. bis 29. 11.

Der Siegener ‚Kunstwechsel‘ ist ein beinahe jährlich stattfindender „Kunstmarkt mit Kunst, Musik, Film, Literatur und mehr. Ein Wochenende lang zeigt der Kunstwechsel eine Mischung aus Kunst und Kultur an ungewöhnlichem Ort. Hinter Kunstwechsel steckt die Idee, neue Präsentationsformen für unkonventionelle, (noch) nicht etablierte, abwechslungsreiche Kunst zu finden und die Möglichkeit zur Begegnung und zum direkten Austausch zwischen Künstlern und Besuchern zu schaffen.“ Veranstaltet wird der Kunstwechsel von der Gruppe 3/55.

Auch dieses Jahr ist es wieder so weit: vom 27. bis 29. 11. Allerdings zwingt die Pandemie die Verantaltung in den digitalen Raum. Das ist einerseits schade, andererseits ist es dadurch allen, die weiter weg wohnen, möglich, trotzdem dabei zu sein.

Ich darf dieses Jahr mitmachen und habe einen virtuellen Ausstellungsraum, in dem ich Fotos zeige. Außerdem lese ich aus ‚Huchting‘ vor und zwar am Sonntag, dem 29. 11.

Wie wäre es, wenn Du Dir einen schönen Platz auf der Couch suchst und beim Siegener ‚Kunstwechsel‘ dabei bist?

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Lieber scheitern, als gar nichts machen

Morgen erscheint eine neue Folge des Goficastes! Zu Gast ist die Schauspielerin, Autorin und Beraterin Bettina Becker aus Magdeburg. Einen kleinen Auszug unseres Gespräches kannst Du heute schon lesen:

Bettina: Ich merke, wenn ich selber Theater spiele, dass ich viel mehr zu den Rollen neige, wo ich das spielen kann, was ich im Alltag nicht bin. Wir sagen immer im Spaß: ‚Wir haben hier unsere kleine Therapiegruppe.‘ Wenn ich Impro-Theater spiele, spiele ich ungern die freundliche Pädagogin. Das versuche ich ja schon im Alltag zu sein. Ich schaue lieber, was es noch für Möglichkeiten gibt: Von Trauer über Wut zu Gehässigkeit oder auch mal der Superheld sein. Das ist alles möglich! Das ist für mich Theater. Ich selber entdecke mich durch das Theater immer wieder neu, entdecke neue Facetten an mir, was ich sein möchte oder was meine Grenzen sind.

Gofi: Profitierst du davon?

Bettina: Voll! Theater ist für mich Arbeit, aber auch Erholung, Freizeit, Horizonterweiterung.

Gofi: Was lernst du über dich?

Bettina: Dass auch bei mir alles möglich ist und in mir alles steckt. Am meisten lerne ich durch die Dinge, bei denen ich zögere. Wenn ich also etwas nicht spielen möchte und mich hinterher frage, warum das so ist. Ich profitiere auch ganz viel von meinen Mitspielern, weil ich merke, wie sie mich immer wieder herausfordern, über meine Grenzen zu gehen. Dabei lerne ich aber auch, wo ich Grenzen habe, und sagen muss: Das möchte ich nicht spielen!

Gofi: Du würdest dann also den sicher abgesteckten Rahmen verlassen, würdest die Rolle verlassen? Oder was wäre da das Problem?

Bettina: Genau! Ich gehe dann aus der Rolle heraus. Es gibt Szenen, die würde ich nicht im Impro-Theater spielen, sondern die würde ich inszenieren. Da hat man dann ein Drehbuch und weiß, wie man mit der Situation umgeht, weil es vielleicht ein sehr sensibles, heikles Thema ist. Andere würden das vielleicht anders sehen, aber ich würde das in meinem Fall dann so halten.

Gofi: Ist Impro-Theater nur für die Schauspieler schön oder auch für die Zuschauer?

Bettina: (lacht) Ich hoffe, dass es auch für die Zuschauer schön ist! Für die ist es ein ganz anderes Erlebnis, als das inszenierte Theater. Ich selber gehe gerne ins Theater. Wenn ich ins inszenierte Theater gehe, dann weiß ich, was passiert, dann kann ich mich drauf einlassen, kann ein bisschen passiver dasitzen und habe einen ganz anderen Anspruch. Das Impro-Theater lebt ja von dem Moment, ich lebe als Zuschauer davon, dass ich zusehe, wie der Schauspieler teilweise auch scheitert, wie jetzt im Moment die Geschichten entstehen. Ich kann selber auch Vorgaben mit eingeben. Ich bin also viel beteiligter, viel näher. Dadurch ist es noch mal ein ganz anderes Erlebnis. Das kann man nicht gegeneinander ausspielen. Impro-Theater ist eben mehr geprägt vom Risiko, vom Scheitern, vom Miteinander-Lachen, vom Moment.

Gofi: Das ist schon sehr mutig, sich so vor Leute zu stellen und zu sagen: Das mache ich jetzt mal so! Oder?

Bettina: Auf der einen Seite ist es mutig, auf der anderen Seite machen wir das den ganzen Tag. Bei diesem Interview improvisieren wir beide ja auch. Das Schöne am Theater ist, dass das jeder weiß. Du brauchst das Vertrauen in dich und deine Mitspieler. Das Entscheidende ist, darauf zu bauen, dass da schon was kommen wird, dass da etwas ist, dass sich zeigen wird. Es hat bei uns schon schlechte Szenen gegeben, Szenen, die so misslungen sind, dass sie mir hinterher auch noch nachgingen. Doch das gehört dazu. Das Scheitern und Fehlermachen gehört genauso zum Impro-Theater, wie diese Erfolgserlebnisse, bei denen man denkt: ‚Mann, war das ne geile Szene, wo kam die denn her?‘

Gofi: Ich denke gerade an meinen Freund Jay, mit dem ich den Podcast ‚Hossa Talk‘ mache. Manchmal treten wir auch vor Leuten auf, setzen uns auf die Bühne und sagen den Zuschauern: ‚Fragt uns!‘ Wir müssen dann spontan darauf antworten. Und du hast völlig Recht: Wir haben öfter diesen Moment, wo wir sagen, wow, wo kam das denn her? Manches ist auch echt schlecht und banal, was wir sagen. Aber manchmal kommt da etwas zum Vorschein, von dem wir vorher gar nicht gewusst haben, dass wir es wissen.

Bettina: Genau! Das ist im Prinzip dasselbe. Natürlich trainieren wir auch. Wir trainieren jede Woche drei Stunden, lernen uns kennen als Team und entwickeln gewisse Ideen über Storytelling und die Frage, wie man eine Figur entwickelt. Die Grundlagen müssen natürlich da sein. Doch wie es dann letztlich läuft, das ist dem Moment überlassen.

Die Webseite der Theatergruppe findest du hier: https://www.tapetenwechseltheater.de/

Die Webseite der Villa Wertvoll, in der Bettina arbeitet, findest du hier: https://www.villa-wertvoll.de/

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Cobains Erben sind im Anmarsch

Ich freu mich sehr, Euch einen weiteren Podcast ankündigen zu dürfen! Er nennt sich ‚Cobains Erben‘ und ist das neue Projekt von meinem Freund Jay Friedrichs und mir.

Vielleicht wisst Ihr, dass Jay und ich bereits einen ziemlich erfolgreichen Podcast machen, der sich HOSSA TALK nennt. Bei Hossa Talk geht es vor allem um Fragen der christlichen Theologie und Spiritualität. 

Als wir 2014 damit begannen, planten wir eigentlich, auch über gesellschaftliche, politische und kulturelle Fragen zu sprechen. Aber die Zuhörerschaft interessiert sich insbesondere für Fragen rund um Religion.

Jetzt erfüllen wir uns einen kleinen Traum und machen einen Podcast schwerpunktmäßig über Pop und Kunst. Die Spiritualität wird natürlich auch eine Rolle spielen, wir nähern ihr uns quasi von der anderen Seite. 

Und so stellt sich Cobains Erben auf der Webseite vor:

Kunst und Kultur sind zu einem All-You-Can-Eat-Buffet geworden: Wir ziehen uns die Inhalte in Form von Artikeln, Serien, Büchern, Filmen, Playlists, Bildern usw. rein, bis der Arzt kommt. Möglichst viel, möglichst kostenlos. Dadurch verkommen sie zunehmend zum Hintergrundrauschen.

Dass die Künste uns viel über uns und das Leben sagen können, geht dabei verloren. Es wird Zeit, anzuhalten und darüber zu sprechen: über das Dahinter, das Warum, das Woher und Wohin. Es wird Zeit für Cobains Erben.

In diesem Podcast reden Gofi und Jay über Kunstmomente und -erfahrungen, die sie geprägt, fasziniert oder auch abgestoßen haben. Beide sind Künstler, spirituell interessiert und mit ihrem anderen Podcast HOSSA TALK recht erfolgreich. Kunst ist für sie mehr als eine schöne Beschäftigung. Sie ist einer der Gründe, warum sie morgens aufstehen.

Am 1. Oktober geht es mit den ersten drei Folgen los. Dann folgt an jedem ersten Donnerstag des Monats eine weitere Folge, immer um 00:05h. Alle Infos findet Ihr unter https://cobainserben.de

Cobains Erben gesellt sich zu den Podcasts, die ich unter dem Label Goficast veröffentliche. Ich finde, er ist eine super Ergänzung. Hoffentlich seht Ihr das auch so. Es würde mich jedenfalls freuen, wenn Ihr regelmäßig reinhört. 

Bis dahin!

Euer Gofi

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Schöne Reaktionen auf ‚Huchting‘

Lag es an Corona oder an anderen Dingen? Keine Ahnung, jedenfalls haben die geneigten Leser*innen mein aktuelles Buch ‚Huchting – Geschichten von der Straße‘ zu Beginn eher zögerlich entdeckt. Jetzt aber häufen sich die Rückmeldungen und Rezensionen, und sie sind durchweg erfreulich.

Und weil ich mich tatsächlich darüber freue, zitiere ich hier eine Auswahl. Dankeschön an alle, die meine Arbeit zu schätzen wissen. Das macht mich echt glücklich.

„Gofi Müller hat eine ganz eigene Art zu erzählen: trocken, ohne große Emotionen und Umschweife, typisch norddeutsch. Trotzdem liest sich sein neues Buch wie Butter. 12 ungeschminkte Geschichten aus seiner alten Heimat Bremen-Huchting sind aus dem Leben, machen Spaß, verstören auch mal ein bisschen und wollen nichts. Die Authentizität seiner Charaktere berührt mehr als so manch blumige Märchengestalt.“
Anna K.

„‘Huchting‘ ist eines der Bücher, die einen auf unwiderstehliche Art in ihren Bann ziehen können. … Die einzelnen Kapitel sind jedes für sich gut lesbar, aber sie entfalten ihre Wirkung gerade dadurch, dass sie alle durch verschiedene Protagonisten miteinander verbunden sind. … Man spürt Gofi Müller in jedem Absatz ab, dass diese Geschichten keine frei erfundenen Stories sind, sondern durch seine einfühlsame Beobachtungsgabe eine geradezu unheimliche Realitätsnähe haben. … Gerade das macht ‚Huchting‘ zu einem unheimlich interessanten aber auch herausfordernden Buch: Es hält einem auf verstörende Weise den Spiegel vor. … Das Buch eignet sich hervorragend für das klassische verregnete Lesewochenende – und am Ende des zwölften Kapitels wünscht man sich wohl dringend einen zweiten Teil.“
Matthias S.

„Wirklich sehr lesenswert in jeder Lage. Die Geschichten könnten sich auch in Wilhelmsburg, Marxloh, Marzahn oder anderen sogenannten ‚Problemstadtteilen‘ abspielen. Aber sie spielen halt im Bremer Stadtteil HUCHTING.“
Thokla

„Mein Vorschlag wäre, aus jeder Story ein eigenes Buch basteln. Ich würde auch alle kaufen.
Großartige Schreibe, direkt und schnörkellos und packend zu lesen.
Das macht wirklich Spaß. Bitte mehr davon. Und vor allem: LÄNGER!!!“
Markenschmittie

„Ich hatte mir vorgenommen, ‚Huchting‘ nach einer geplanten OP schön ‚mit Verstand‘ zu lesen. Jeden Tag nur ein Kapitel, jeden Tag nur eine Kurzgeschichte. Wenn das möglich sein sollte, dann ja wohl bei einem Kurzgeschichtenband. Es war möglich, aber es war hart.“
Daniel W.

„Gofi Müller versteht es, Leserinnen und Leser mit frischen Worten zu fesseln, ja mitzunehmen. Mann und Frau leben, leiden, schimpfen, lieben, ringen und triumphieren förmlich mit. … ‚Huchting‘ ist wunderbar erzähltes Stadteilkino in Worten. Schon allein die Geschichten ‚Der Sektenpriester‘ und ‚Wie aus dem Nichts‘ sind ein bisschen Lesegeld im Urlaub oder im Strandstuhl zu Hause wert.
Rüdiger J.


„Die Geschichten lassen sich gut zwischendurch mal lesen, weil sie unabhängig voneinander sind. Ich habe das Buch in einen Rutsch gelesen. Ich war einfach fasziniert von den unterschiedlichen Menschen und es war echt packend und teilweise sehr mitreißend. Der Schreibstil ist auch sehr locker und dadurch liest sich das Ganze sehr flüssig. Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe hier volle 5 Sterne.“
Sonja W.

„Gofi Müllers Geschichten von der Straße sind authentisch, ungeschönt, teilweise verstörend und halten mir auf eine besondere Art den Spiegel vor. So ist das Leben eben. Die Charaktere wachsen dem Leser sofort ans Herz, man fiebert mit. Ein ideales Buch, um mal über den Tellerrand zu schauen und sich dabei zu ertappen, dass man mit so manch wunderlichen Gestalten doch einiges gemeinsam hat.“
DRAN

„Scheinbar alltägliche Geschichten entwickeln eine Wucht, die noch lange nachwirkt. Ein wirklich gelungenes Buch für das ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.“
Hannah

„Ich habe mit einer Vorfreude jede Nacht vor dem Schlafengehen eine oder zwei Geschichten gelesen. Die meisten haben mir gefallen. Die Geschichten sind unterhaltsam und entspannend. Der Autor schreibt über Freundschaft, Hoffnung, Liebe, Ängste und Glaube. Was ich vermisst habe war, die christliche Botschaft. Keine dieser Geschichten enthält sie. Schade. Und ich finde, eine Geschichte gehört nicht in dieses Buch rein. Auch wenn dieses Buch keine christliche Botschaft enthält, so ist es doch ein christlicher Verlag, der dieses Buch herausgelassen hat. Es ist nur meine Meinung. Fazit: Unterhaltsame Straßengeschichten von einfachen Leuten für Zwischendurch. Ich habe sie gern gelesen!“
Leser*in aus Hückelhove

„Die wohl bewegendste Geschichte ist „Wie aus dem Nichts“ und handelt von dem kleinen Mädchen Nasrin, das sich in seinem Flüchtlingsheim langweilt und gerne zur Schule gehen würde. In einer erzählerischen Achterbahnfahrt schreibt Müller von den Schrecken des Krieges, der Flucht, den Freuden des kindlichen Spiels mit einem Flummi – und dem Anbahnen einer Katastrophe. Am Ende steht eine schicksalhafte Begegnung, die einem feuchte Augen bereitet. Gofi Müller, Jahrgang 1970, ist in Huchting aufgewachsen, lebt aber nach einer Karriere als Jugendevangelist seit mehreren Jahren als Künstler und Publizist mit seiner Familie in Marburg. 2016 veröffentlichte er sein Erstlingswerk „TimTom Guerilla“ über die Abenteuer einer Punkband auf Tour und bewies mit dem Roman schon sein Talent für lebendige, authentische Dialoge à la Sven Regener. Für „Huchting“ kehrte Müller in seine alte Heimat zurück und ließ sich neu inspirieren. Dass sich das gelohnt hat, spürt man auf jeder der 160 Seiten. Mit „Huchting – Geschichten von der Straße“ hat er dem vorurteilsbeladenen Bremer Stadtteil ein kleines, literarisches Denkmal geschaffen.“
Norbert Martens für die Nordwest Zeitung

„Gofi Müller bewertet bewusst nicht und schreibt gerade deshalb – eher zwischen den Zeilen – über den Wert, die Würde und die Einzigartigkeit, mit der ganz normale Menschen trotz ihrer Schrullen, Macken, Ängste und den Pannen und Widerwärtigkeiten des Daseins ihr Leben meistern. Man kann die Geschichten einfach zur Entspannung lesen, und/oder das zwischen den Zeilen gesagte an sein Herz lassen. Beides funktioniert. Große Leseempfehlung!“
Willi

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Meet the Artist online – am 26. August!

Die Sommerpause ist vorbei, zumindest in Hessen, wo ich lebe. Höchste Zeit, dass wir etwas wiederholen, was schon im Juni ganz toll geklappt hat: ein gemeinsames Hang Out im Internet. Lass uns reden, oder stell mir Fragen, die Du schon immer mal loswerden wolltest.

Die Sache ist ganz einfach: Ein oder zwei Tage vor unserem Treffen schicke ich an alle Steady-Supporter den Link zum Meeting. Um halb acht geht es los. Wir erzählen, wie es uns in den letzten Wochen ergangen ist, ich erzähle, woran ich arbeite und was mich beschäftigt, Du stellst Fragen oder hörst einfach zu. Und möglicherweise lese ich sogar etwas vor. Vielleicht kommt alles auch ganz anders.

Das Schöne an diesem Treffen ist, dass es zwanglos ist und es kein Programm gibt. Gegen neun verabschieden wir uns. Bis zum nächsten Mal.

Willst Du dabei sein? Würde mich freuen. Hier noch einmal die Details: Mittwoch, 26. August 19.30h – 21h
online

Den Link erfahren alle, die Teil meines Steady-Supporter-Teams sind, von mir kurz vorher (es ist derselbe, wie das letzte Mal).

Ich freu mich auf Euch. Bis dann!

P. S. Du möchtest gerne bei dem Treffen dabei sein, bist aber noch kein Teil meines Unterstützer-Teams? Dann schau doch mal hier oder hier vorbei und überlege, ob Du mir nicht auch ein bisschen helfen möchtest. Für den Preis eines Kaffees im Monat bist Du schon dabei. Würde mich freuen, Dich bald als Unterstützer*in im Team begrüßen zu dürfen!

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Neugierig bleiben

Meine Feunde Jonathan und Michael aus Berlin entwickeln gerade eine neue Plattform, die sich mit Kunst beschäftigt. Sie nennen sie VETA, ein Begriff aus dem Schwedischen, der übersetzt ’neugierig sein‘ heißt.

VETA wird, wenn ich das richtig verstanden habe, eine Art Magazin werden, auf dem verschiedene Formate zu finden sein werden. Kürzlich gestartet ist der VETA-Podcast, in dem die beiden sich mit Kunstschaffenden aus allen Sparten unterhalten. Auch ich bin bereits ihr Gesprächspartner gewesen. Diese Folge wird bald online gehen.

In einem fast zweistündigen Gespräch haben Jonathan und Michael mich ausgefragt zu Themen, über die ich schon länger nachdenke.

Ich habe meine Antworten verschriftlicht, weil sie vieles zusammenfassen, was mir wichtig ist, und stelle sie euch hier zur Verfügung. Wer mir lieber zuhören möchte, kann ja auf die Folge warten. Sowieso lohnt es sich, VETA im Blick zu behalten, da scheint gerade etwas sehr Schönes zu entstehen.

Und nun zu meinem Antworten auf Jonathans und Michaels Fragen:

0. Ich seh mich selbst zunächst als Schriftsteller, das ist meine Hauptprofession, würde ich sagen, ich schreibe Geschichten, ich schreibe Romane und habe weitere im Kopf, die ich alle noch schreiben möchte: Das ist das, was ich machen möchte, bis ich gar nicht mehr kann, bis ich tot bin. Ich habe zwischendurch auch Musik gemacht, ich habe Musikalben produziert, aber da ist keine Karriere draus geworden. Manchmal arbeite ich mit Bildern, ich fotografiere analog, es hat eine Phase gegeben, in der ich gemalt habe. Und das ganze subsummiere ich unter dem Motto ‚Kunst ist die Beschäftigung mit der Welt anhand ästhetischer Mittel‘. Ich versuche einfach, anhand ästhetischer Mittel meine Welt kennenzulernen, mich besser kennenzulernen, herauszufinden, was es mit dem Leben auf sich hat, und wenn mir was in die Quere kommt, wo ich Lust drauf habe, was ich gerne ausprobieren möchte, dann mach ich das.

01. Ich bin ein gläubiger Mensch. Diese Art von Gläubigkeit hat im Lauf der Jahrzehnte ihre Wandlungen vollzogen, aber es stimmt: Meine Frömmigkeit hat einen mystischen Zug. Ich bin empfänglich für Erlebnisse im Rahmen meines Glaubens, auch für solche, die sich mir nicht unbedingt sofort rational erschließen. Und was deutlich hinzugekommen ist in den letzten Jahren zu dieser mystischen Sicht auf die Welt, ist das Verständnis, dass alles eins ist, dass alles eine Quelle hat und dass alles irgendwie zusammengehört. Ich versuche zum Beispiel gerade herauszufinden, inwiefern Tiere meine Gegenüber sind. Ich docke da an bei franziskanischer Frömmigkeit, in der andere Lebewesen, andere Geschöpfe als Brüder und Schwestern bezeichnet werden. Das fand ich früher eher niedlich, ein süßes Bild, wenn man sein Haustier als Bruder bezeichnet, aber ich glaube, da steckt eine ganz tiefe Ernsthaftigkeit dahinter: Dieses Bewusstsein, dass man zusammengehört. Diese Sicht auf die Welt ist für mich in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, dieses Die-Welt-Wahrnehmen, nicht in Wolkenkuckucksheim leben oder in frommen Theorien rumspinnen, sondern die Welt wahrnehmen, die Natur, die Menschen, die Dinge, die eben da sind und darin eine spirituelle Qualität zu sehen, das ist für mich persönlich wichtiger geworden, und das ist tatsächlich auch ein Antrieb für meine Arbeit. Ich sehe auch mein künstlerisches Arbeiten als einen Ausdruck meiner Spiritualität. Das ist nicht unbedingt inhaltlich immer nachvollziehbar, dass ich mir  also nur über Gott oder das All, das Universum Gedanken mache, sondern die Beschäftigung mit der Welt ist das eigentlich Spirituelle. Und das ist verbunden mit meiner Neugierde: Ich will wissen, was hinter der nächsten Kurve auf mich wartet.

02. Ich würde nicht sagen: Jeder Künstler sollte spirituell sein. Ich würde als spirituell interessierter Mensch sagen: Wer immer sich künstlerisch betätigt, hat auch Zugang zu einer ganz persönlichen Spiritualität. Das würde ein/e nichtglaubende/r Künstler/in natürlich ablehnen. Das ist für mich auch in Ordnung. Ich will nicht die Kunst spiritualisieren. Ich finde nur, dass Kunst und Religion schon sehr viele Gemeinsamkeiten  haben. Sie sind natürlich nicht dasselbe, aber sie ähneln sich häufig. Sicher auch aufgrund meiner Biografie sage ich: Für mich liegt beides sehr nah beieinander.

03. Mein Eindruck ist, dass wir in der Regel versuchen, so glatt wie möglich zu leben, so reibungslos, so gradlinig wie möglich, ohne dabei viel Zeit zu verlieren. In unserer Kultur scheint das so eine Art unausgesprochenes Lebensmotto zu sein. Es würde uns guttun, wenn wir nicht ständig versuchen würden, die Kurven zu vermeiden. Ich bin überzeugt, dass das Leben genug Kurven zeichnet: Es kommen dir immer wieder irgendwelche Dinge in die Quere, das lässt sich nicht verhindern. Und ich glaube auch nicht, dass das notwendig ist. Man sollte die Kurven mitnehmen, wenn sie kommen. Ich sehe darin auch viel Positives. Es kostet vielleicht Lebenszeit, der Progress ist vielleicht nicht so schnell, so gradlinig, wie man sich das vorgestellt hätte, aber in diesen Kurven lernt man sehr viel, und gerade als Künstler/in ist das unschätzbar. Du kannst nur über das glaubhaft arbeiten, was du auch zu einem gewissen Grad selbst erlebt hast.

04. Ich habe Probleme mit dem Wort ‚progressiv‘ als Selbstbezeichnung, weil ich finde, dass das ein wertender Begriff ist. Wer sich als progressiv bezeichnet, meint damit wahrscheinlich, dass sie/er fortschrittlich ist. Da schwingt natürlich mit, dass man fortschrittlicher ist als jemand anderes, der noch stehengeblieben ist, der diesen Fortschritt eben nicht mitgegangen ist. Ich persönlich mag die Bezeichnung deshalb nicht für mich selber, weil ich mich nicht als schlauer empfinde als irgendjemanden anderes, auch nicht schlauer als konservativere Menschen. Wir irren an unterschiedlichen Punkten.
Ich denke, dass künstlerisch arbeitende Leute immer wieder danach suchen, wie sie gesteckte Grenzen weiten können, überschreiten können, Barrieren überwinden können. Wir suchen nach neuen Ausdrucksformen, neuen Sichtweisen, und das bedeutet für mich, dass ich alte Pfade verlasse und mich auf neue begebe, um zu schauen, was es noch zu entdecken gibt. Das ist mein künstlerisches Verständnis. Es lässt sich insofern beobachten, dass die allermeisten Künstler/innen eher progressiv-liberal eingestellt sind. Aber es gibt natürlich auch die anderen, die total reaktionär sind, gerade auch in ihrer künstlerischen Ausdrucksform.

05. Es gibt ein Thema, das bei mir immer wieder auftaucht, und das ist, dass das Große und Schöne im Schlichten und Banalen zu entdecken ist. Das ist das Thema, das mich besonders umtreibt. Das ist mir quasi auf meinem Lebensweg passiert. Ich habe an mir selbst entdeckt, dass ich, so wie wahrscheinlich die allermeisten Leute es tun, versucht habe, das Banale zu vermeiden – der langweilige Alltag, das Stereotype, das ständige Wiederkehren der normalen Dinge – und stattdessen immer nach den Hochs gesucht habe, nach den ganz ‚wichtigen‘ Momenten. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass 99 Prozent meines Lebens aus Banalitäten bestehen. Ich habe mich deshalb entschieden, das Banale zu würdigen und mich im Schlichten, Einfachen auf die Suche zu machen nach dem Schönen. Das hat zu einer eher holistischen, mystischen Weltsicht geführt. Denn mit dieser Sicht auf die Welt sieht man kleine Dinge, in denen plötzlich eine gewisse Schönheit und Bedeutung aufleuchtet, und ahnt: Die Welt ist tiefer, weiter und größer, als es oft den Anschein hat. Man muss dafür nicht unbedingt nach Dubai reisen, man kann das auch in dem Dorf oder dem Stadtteil erleben, in dem man gerade lebt, wo die Welt so schlicht und langweilig zu sein scheint. Gerade hier lässt es sich entdecken. Diese Erkenntnis zieht sich durch die Songtexte, die ich schreibe, durch die Geschichten, durch die Bilder, die ich mache.

06. Huchting ist ein nicht besonders gut angesehener Stadtteil von Bremen. Es leben dort einige wenige reiche Leute, es gibt aber mehrheitlich ärmere Leute oder Leute in bescheidenen Verhältnissen, es gibt ganz viele Leute, die einen Migrationshintergrund haben und viele soziale Probleme. Ich habe darüber ein Buch geschrieben, denn ich bin dort aufgewachsen und habe irgendwann gemerkt, dass der Stadtteil ein wichtiger Teil meiner Biografie ist. Über lange Jahre habe ich das so nicht wahrhaben wollen, weil Huchting eben nur Huchting ist, bis ich gemerkt habe, welche Spuren dieser Ort und auch die Leute, die dort leben, bei mir hinterlassen haben: wie ich denke, fühle, was ich schön finde oder eben nicht. Deshalb habe ich mich entschieden, das ganze offensiv anzugehen und darüber ein Buch zu schreiben.  Es heißt ‚Huchting‘, ist im Frühjahr 20 herausgekommen und verkauft sich bisher nicht gut. Womöglich, weil die meisten Leute sagen: ‚Huchting? Who gives a shit?‘ Ich finde aber eben schon, dass dieser Ort eine besondere Kraft hat. Ich habe mich daran erinnert, dass das der Ort ist, an dem ich die Abenteuer meiner Kindheit erlebt habe: all die magischen Erlebnisse, die Kämpfe auf Leben und Tod, die nächtelangen Ritte durch die Prärie, die Duelle auf irgendwelchen Klippen. Meine kindlich-magische Welt hatte ihre Heimat in Huchting. Deshalb fand ich es gut, über diesen eher verpönten Ort Geschichten zu schreiben, denn wann immer du ein Thema aufnimmst und es künstlerisch bearbeitest, machst du es größer. Du gibst dem Gewicht, eine Bedeutung.

07. Das ist eine ständige, spannungsreiche Beziehung: die Alltagspflichten und mein Bedürfnis, künstlerisch zu arbeiten. Der Alltag steckt einen strengen Rahmen, an den ich mich halten muss und der es mir immer wieder auch unmöglich macht zu arbeiten. Das ist einerseits ein Konflikt, weil die kreative Arbeit dadurch verhindert wird, andererseits ist der feste Rahmen auch eine Inspiration, ein Ansporn. Ich weiß zum Beispiel: Morgen um diese Zeit sind die anderen Familienmitglieder aus dem Haus, dann habe ich einen Zeitraum von einigen Stunden, in denen ich etwas machen kann. Diese Zeit nehme ich mir und genieße sie. Wenn ich über längere Zeit nicht auf diese Weise zum Arbeiten komme, werde ich unausgeglichen.

08. Anfangs habe ich den Alltag vor allem als Hindernis für die Arbeit gesehen und war darüber unglücklich. Wenn ich kreative Prozesse abbrechen musste oder gar nicht erst zu ihnen kam, gerade auch bei Projekten, die über längere Zeit gehen, konnte ich sehr übellaunig sein. Es hat lange gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass der Alltag mit seinen Zufällen nicht nur ein Hindernis ist, sondern auch eine Inspirationsquelle. Die unauflösbare Spannung ist wahnsinnig fruchtbar, und zwar dann, wenn ich aufhöre mich dagegen zu wehren und die Dinge nehme, wie sie sind. Am Ende zahlt es sich aus. Es gelingt mir nicht immer. Aber die grundsätzliche Erkenntnis: ‚Eigentlich ist es gut‘, die gibt mir eine gewisse Ruhe, in den Momenten, in denen es geht, zu arbeiten und in den anderen es hinzunehmen, dass es nicht geht. Dadurch gewinnt die Arbeit eine gewisse natürliche Dynamik. Dabei versuche ich weiter, mich an feste Zeiten zu halten und nicht lediglich darauf zu warten, dass ich mich inspiriert fühle. Ich fange gerne morgens an und höre mittags wieder auf – wenn es denn möglich ist.

09. Ich glaube an Fleiß und Regelmäßigkeit. Ich glaube nicht, dass man nur dann arbeiten kann, wenn man sich wirklich danach fühlt. Meiner Erfahrung nach stellt sich der Flow irgendwann ein, so ähnlich wie beim Jammen in der Musik. Es lohnt sich, erst einmal anzufangen. Manchmal passiert der Flow nicht, aber das ist nicht schlimm. Es wird ein anderer Tag kommen, da wird er wieder da sein. Ich denke, dass Künstler/innen produktiv sein können, solange sie noch nicht satt sind. Das kann sich in Neugierde ausdrücken oder in einer gewissen sexuellen Lust. Künstlerische Arbeit ist letztlich etwas Erotisches. Wenn du satt bist, ist es wahnsinnig schwer, diese kreative Spannung aufzubringen, die du brauchst, um künstlerisch etwas zu schaffen. Deshalb gelingt gute Kunst häufig gerade in schwierigen Phasen des Lebens.

10. Als Künstler/in braucht man eine gewisse Sensibilität der Welt gegenüber, die Bereitschaft, die Dinge wirklich wahrzunehmen, so wie sie sind. Und wenn das der Fall ist, kann man sich eigentlich nicht satt und zufrieden zurücklehnen. Vielleicht liegt hier auch tatsächlich die Verantwortung der Kunstschaffenden: dass die Kunst das Weltgeschehen begleitet und kommentiert und neue Perspektiven anbietet und sich auch daran abarbeitet, weil man die Dinge nicht einfach so sein lassen kann, wie sie sind. Das lässt sich natürlich psychisch nicht immer leicht aushalten. Vielleicht ist es kein Wunder, dass viele Künstler/innen früh sterben.

11. Kunst ist eine geistige Arbeit. Natürlich brauchst du manchmal auch die Hände, ein gewisses Handwerk, Technik und so, aber der eigentliche Punkt an der künstlerischen Arbeit ist der, dass sie geistige Arbeit ist. Und wer seinen Geist trainiert und pflegt, investiert auch in seine künstlerische Arbeit. Ein intelligenter Künstler, eine kluge Künstlerin schafft bessere Arbeit als ein Idiot. Deshalb kann ich nur jeden ermutigen: Bilde dich fort. Das Thema ist egal. Man muss als Musiker nicht nur Musikliteratur lesen oder sich als Fotograf nur mit Fotografie beschäftigen. Alles ist dafür da, um den Geist zu weiten. Am Ende besteht die künstlerische Arbeit darin, dass man das, was man glaubt, von der Welt verstanden  zu haben, oder die Fragen, die man hat, individuell ausdrückt, auf die Art, die man für sich gefunden hat. Aber da ist eben jede Menge geistige Arbeit im Vorfeld notwendig.

12. Wenn ich mich bilde, sehe ich das als eine Investition in meine eigene Persönlichkeit. Und was ich dann in mir aufbaue an Wissen, Charakter, Persönlichkeit, das fließt wieder zurück in meine Arbeit. Das ist also eine mittelbare Investition in die Kunst. Es kann sein, muss aber nicht sein, dass ich Themen, über die ich mich fortgebildet habe, eins zu eins künstlerisch umsetze. Aber ich als Mensch werde weiter und offener gegenüber der Welt. Auf der Grundlage dieses erworbenen Wissens kann ich meine Arbeit machen, und die wird davon beeinflusst werden.

13. Ich glaube, Künstler/innen haben die Verantwortung, sich mit der Welt zu beschäftigen und neue Perspektiven anzubieten. Das ist ihre gesellschaftliche Rolle, dass Menschen sich dann wieder mit ihrer Arbeit beschäftigen können und die Welt, das Leben aus neuen Blickwinkeln betrachten können. Das hat meiner Ansicht nach eine gewisse spirituelle Note: die Kunst als Wegweiser. Dafür ist es notwendig, sich nicht einzubunkern oder sich in seinen Elfenbeinturm zurückzuziehen und da seine Sachen zu machen, sondern rauszugehen und sich mit der Welt zu beschäftigen, sich weiterzubilden. Ich gebe aber zu, dass das mein persönliches Kunstverständnis ist und dass man das natürlich auch anders sehen kann.

14. Wirtschaftlich gesehen wäre es für mich besser, wenn ich mich nur mit einer konkreten Kunstform beschäftigen würde, weil ich dadurch schneller ein bestimmtes Publikum mit einem ganz konkreten Interesse aufbauen würde. Das Problem ist, dass ich so schnell gelangweilt bin. Und Langeweile finde ich schlimmer als wirtschaftlichen Misserfolg. Ich finde die Vorstellung grauenhaft, dass ich immer ein und dasselbe machen müsste, weil das nun mal mein Markenzeichen geworden ist. Wie zum Beispiel das Ehepaar Becher, das immer Industrieanlagen fotografiert hat, immer im selben Stil.
Möglicherweise bin ich innerlich auch zu sehr getrieben. Es ist natürlich auch Lust an der Arbeit, aber eben auch das Gefühl, dass es weitergehen muss und dass es niemals genug ist, und dass es keinen Stillstand geben darf. Vielleicht liegt das daran, dass die kapitalistische Gesellschaft mich stark geprägt hat. Sicher liegt es auch an der der Realität der Social Media, für die nur das relevant ist, was gerade passiert: Nur das, was gerade passiert und dann dokumentiert und inszeniert wird, wird tatsächlich als existent registriert.

15. Wer nicht etwas like-bares vorzuweisen hat, gerät in Vergessenheit. Wenn du nicht nachvollziehbar passierst, existierst du in der Wahrnehmung der Leute auch nicht. Deshalb ist es ein Problem als Künstler relevant zu bleiben, wenn du an einem längerfristigen Projekt arbeitest wie zum Beispiel einem Roman. Was man dann also vorzeigt, sind Making-ofs, Blicke hinter die Kulissen usw. Das machen wir deshalb, weil das Werk noch nicht fertig ist und wir noch nichts anderes vorzeigen können als das, was wir gerade so tun. Aber wenn wir dazu nicht bereit sind, ‚passieren‘ wir nicht in den Social Media und geraten in Vergessenheit. Der Output von Content hat Auswirkungen auf deine Relevanz. Wenn du regelmäßig Content produzierst und publizierst, behalten dich die Leute auf dem Schirm. Natürlich gibt es Künstler, die sich das leisten können, vollkommen von der Bildoberfläche zu verschwinden, weil sie interessanter werden, je länger sie verschwunden sind. Aber das gilt für die allerwenigsten. Die meisten von uns sind so klein und unbekannt, dass wir, wenn wir gar nichts machen, einfach weg sind. Das führt auch zu einem gewissen Getriebensein.

16. Man könnte natürlich auch einen andern Weg gehen und sagen: ‚Die Marktmechanismen interessieren mich nicht, ich will mit dem, was ich mache, ein Statement machen.‘ Es geht dann nicht darum, wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sondern einfach ein gutes Stück Arbeit in die Welt zu setzen und damit zufrieden zu sein, dass ein paar Leute es entdecken und es zu schätzen wissen. Und dann hat das auch seinen Wert.

17. Es ist während der Coronakrise viel von der Gesellschaftsrelevanz der Kunst gesprochen worden, als es vielen soloselbständigen Künstler/innen sehr schlecht ging. Im Bewusstsein der Gesellschaft ist das nicht angekommen, wie relevant die Kunst wirklich ist. Das ist ein bisschen verrückt, denn wir sind alle Konsumenten kultureller Güter: Geschichten, Bücher, Musik, Filme, Serien, Bilder, PC-Games … Wir konsumieren das alles in riesigen Mengen. Und es scheint vollkommen in Ordnung zu sein, wenn man dafür fast nichts bezahlt, kostenlos ist noch besser, Hauptsache viel! Wenn all das wegfallen würde, würde man das sehr stark merken und zwar nicht nur deshalb, weil man dann nicht mehr wüsste, wie man sich die Zeit vertreiben soll. Die Geschichten, die erzählt werden, prägen stark das Selbstverständnis einer Kultur, die Geschichten, die wir uns selbst erzählen, denen wir zuhören, wer für uns Helden sind oder Schurken, was gut ist und böse, was erstrebenswert ist. All diese Kulturgüter erzählen diese Geschichten, stellen sie uns in Bildern vor Augen, und wir integrieren das in unser Weltbild, in die Art und Weise, wie wir die Welt verstehen und auch uns selbst, wie wir uns selbst gerne sehen möchten. Das ist sehr gesellschaftsrelevant, das prägt das ganze Selbstverständnis einer Kultur. Und das ist nicht im Bewusstsein der Mehrheit angekommen. Wir Künstler/innen sind ein netter Zeitvertreib, wir sind nice to have, wir sind das IKEA-Bild über dem Sofa. Wenn eine Gesellschaft die Bedeutung der Kultur ernst nehmen würde, die Relevanz der Kulturschaffenden und der Kulturgüter, dann würde sie da hinein investieren, dann würde sie es vielleicht sogar möglich machen, dass man davon leben kann. Was ich mir wünsche, sind kleine Gemeinschaften innerhalb der großen Gesellschaft, die sagen: ‚Diese Art von kultureller Arbeit finden wir so wichtig, dass wir sie erhalten wollen. Wir möchten dafür sorgen, dass die Leute, die sie herstellen, davon leben können.‘

18. Eine Gesellschaft erzählt sich selbst die Geschichten, die sie am liebsten hören möchte. Und die beliebtesten und erfolgreichsten Geschichten sind die bestätigenden: Das sind die Geschichten, die die Dinge, so wie sie sind, bekräftigen und unterstreichen. Diese bestätigenden Geschichten sind deshalb erfolgreich, weil sich eine Mehrheit unter den beschriebenen Umständen wohlfühlt und deshalb auch die bestätigenden Geschichten mag. Natürlich gibt es auch immer Minderheiten, die sich unter den gesellschaftlichen Umständen nicht wohlfühlen, sogar darunter leiden. Kunst kann sich aber entscheiden, ob sie affirmativ oder subversiv sein will: Sie kann auch andere Geschichten erzählen, die die Verhältnisse eben nicht bestätigen, sondern hinterfragen. Diese Kunstformen erzählen alternative Geschichten, Gegenerzählungen, die die Erwartungen unterlaufen. Ich sehe darin eine große Verantwortung der Kunst. Man kann als Künstler/innen bestehende Machtverhältnisse nicht immer nur bestätigen. Allerdings ist das der sicherste Weg zum Erfolg. Deshalb zucken viele von uns zurück und sagen: ‚Ich würde gerne mal was anderes machen, aber ich kann mir das nicht leisten.‘ Jede/r muss sich fragen, was ihr/ihm wichtiger ist: den Job ernst nehmen oder über die Runden kommen.

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